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Nur gesunde Betriebe sichern ArbeitsplÀtze und Wohlstand

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Ein Mann ĂŒberprĂŒft die elektrischen Leitungen an einem Elektromotor und im Hintergrund montierte eine Frau an einem anderen Elektromotor

PRESSEINFORMATION

Nur gesunde Betriebe sichern ArbeitsplĂ€tze und Wohlstand 
Christian Knill: „Unser Angebot steht und wir sind jederzeit verhandlungsbereit“

‱    Ă–sterreichs Industrie in der Rezession
‱    Kontinuierlicher Verlust an WettbewerbsfĂ€higkeit 
‱    Gewerkschaftsforderungen seit acht Wochen unverĂ€ndert zu hoch
‱    Arbeitgeber-Angebot liegt bei 8,2 % und stĂ€rkt Kaufkraft aller BeschĂ€ftigten
‱    Gewerkschaften agieren verantwortungslos und ohne Kompromissbereitschaft
‱    Kollektivvertrag gilt weiter – auch ohne Einigung

(Wien, 22. November 2023) Seit ĂŒber acht Wochen blockiert die Gewerkschaft den Abschluss des Kollektivvertrages in der Metalltechnischen Industrie, ohne ernsthaft zu verhandeln. Die Gewerkschaften haben zu Beginn ein Forderungspaket vorgelegt, das von der Arbeitgeberseite als ĂŒberzogen und unrealistisch beurteilt wurde. Bis zum Schluss hielten die Gewerkschaften stur an ihrer Forderung fest, ohne sich mit den Positionen der Arbeitgeber professionell auseinander zu setzen.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Die Blockadepolitik der Gewerkschaften ist unverstĂ€ndlich und inakzeptabel, sie haben sich in den ersten sechs Runden keinen Millimeter bewegt. Wir haben hingegen zehn verschiedene Angebote vorgelegt, welche die sehr schwierige wirtschaftliche Situation der Unternehmen berĂŒcksichtigen. Von Seiten der Gewerkschaften gab es immer nur ein Nein. Dieses Verhalten ist verantwortungslos, unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig und entspricht nicht dem Geist der Sozialpartnerschaft. Am Montag haben die Gewerkschaftsvertreter erstmals ein verĂ€ndertes Angebot vorgelegt und fordern nun 10,6 %. FĂŒr drei von vier BeschĂ€ftigten wĂŒrde die vorgeschlagene Spreizung nach BeschĂ€ftigungsgruppen jedoch eine Erhöhung von mehr als 11,6 % bedeuten. Das ist grotesk, denn es ist einfach nicht finanzierbar.“

Stefan Ehrlich-AdĂĄm, VerhandlungsfĂŒhrer fĂŒr den FMTI: „Wir bieten weiterhin im Schnitt 8,2 % Lohn- und Gehaltserhöhung, fĂŒr die unteren BeschĂ€ftigungsgruppen wĂŒrde das bis zu 12 % mehr Lohn bedeuten. Das ist ein fairer und ausgewogener Vorschlag. Bei der aktuellen Inflation von 5,4 % wĂŒrde dieser Abschluss fĂŒr viele BeschĂ€ftigte eine deutliche StĂ€rkung der Kaufkraft bringen. Die Vorgangsweise der Gewerkschaften ist verantwortungslos, gefĂ€hrdet ArbeitsplĂ€tze und schadet dem Standort.“

Das vom Fachverband vorgelegte KV-Angebot „Arbeit - Sicherheit - Wohlstand“ bedeutet durchschnittlich 8,2 % mehr Lohn und Gehalt, bestehend aus nachhaltigen, sozial gestaffelten Lohn- und Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 6 % (2,7 % plus 130 Euro monatlicher Fixbetrag) sowie einer steuerbefreiten Einmalzahlung von netto 1.200 Euro.

Christian Knill: „Es geht um die WettbewerbsfĂ€higkeit der Unternehmen, denn nur gesunde Betriebe sichern ArbeitsplĂ€tze und Wohlstand. Den Gewerkschaften scheint das aber vollkommen egal zu sein.“

Knill und Ehrlich-AdĂĄm verweisen auf die schwierigen und komplexen Rahmenbedingungen der heurigen Lohnrunde:

Eine starke und wichtige Branche
Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stĂ€rkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das RĂŒckgrat der heimischen Industrie. Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 300.000 ArbeitsplĂ€tze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2022 einen Produktionswert von rund 49,5 Milliarden Euro.

Christian Knill: „Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelstĂ€ndisch strukturiert (KMU), im Schnitt beschĂ€ftigen sie 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend unterschiedlich ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, das mĂŒssen wir in den KV-Verhandlungen berĂŒcksichtigen. Wir können nicht die erfolgreichsten Unternehmen als Maßstab nehmen, sondern mĂŒssen alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen mitnehmen.“

Rezession in der Industrie

Die gesamte Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie ist davon massiv betroffen. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen RĂŒckgang der Produktion von rund 6 %, die AuftragseingĂ€nge gingen sogar um 18 % zurĂŒck. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer einen Verlust. Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ.

Christian Knill: „Die Industrie und die gesamte Wirtschaft befinden sich in einer Rezession und die ProduktivitĂ€t ist negativ. Das bedeutet, dass wir alle einen gewissen Wohlstandsverlust hinnehmen mĂŒssen. Es gibt keine ProduktivitĂ€tsgewinne, die verteilt werden können. Die Gewerkschaften agieren an der RealitĂ€t vorbei und verschließen die Augen vor den Problemen in den Betrieben.“

Inflation

Die Teuerung in Österreich sinkt seit einigen Monaten kontinuierlich (aktuell 5,4 %), liegt aber im Jahresvergleich weiterhin rund 2 % ĂŒber dem Schnitt der LĂ€nder im Euroraum. Das ist fĂŒr die exportorientierte Branche ein großer Wettbewerbsnachteil, denn 8 von 10 Euro werden im Export verdient. Durch die im Vergleich deutlich höheren Lohnkosten verliert die MTI kontinuierlich an WettbewerbsfĂ€higkeit.

„Wir hatten bereits im vergangenen Jahr eine höhere Inflation als der Euroraum und damit einen höheren Abschluss. Wenn wir heuer wieder höhere Lohnkosten als unsere Mitbewerber haben, fliegen wir aus dem internationalen GeschĂ€ft raus mit der Konsequenz, dass viele Betriebe ArbeitsplĂ€tze abbauen oder die Produktion verlagern mĂŒssen. Das kann doch nicht im Sinne der Gewerkschaften sein“, so Christian Knill.

Die Branche zahlt sehr gut: regelmĂ€ĂŸige Reallohngewinne

Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt betrĂ€gt 5.100 Euro (71.400/Jahr), der Durchschnittslohn 3.670 Euro (51.400/Jahr) und der Mindestlohn liegt bei 2.230 Euro. Die realen Löhne und GehĂ€lter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % ĂŒber dem KV. Die BeschĂ€ftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmĂ€ĂŸig Reallohngewinne erzielen. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die realen Löhne (also Löhne und GehĂ€lter nach BerĂŒcksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen. 

Stefan Ehrlich-AdĂĄm: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit Jahren Reallohngewinner und verdienen gut. Wir sind auch heuer bereit, die Löhne und GehĂ€lter deutlich zu erhöhen. Angesichts der weiter sinkenden Inflation werden die Reallöhne 2024 wieder steigen. Die Forderung von 10,6 % und mehr ist fĂŒr viele Unternehmen aber untragbar. Dass die Gewerkschaften sogar fĂŒr Höchstverdiener, die mehr als 160.000 Euro im Jahr verdienen, nochmals an die 12.000 Euro mehr verlangen, ist maßlos und zeigt den RealitĂ€tsverlust der GewerkschaftsfunktionĂ€re.“ 

Gewinne
Zu den behaupteten großen GewinnausschĂŒttungen in der Branche meint Ehrlich-AdĂĄm: „Tatsache ist, dass in der Metalltechnischen Industrie die Margen fallen. Von sogenannten Übergewinnen kann bei uns keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsĂ€chlich ĂŒberdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurĂŒckgegangen. NatĂŒrlich gibt es Unternehmen, denen es noch gut geht, aber auch dort gehen die Margen klar zurĂŒck. Jedes dritte Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis.“

Streiks
Was die Streiks betrifft, vertritt der FMTI eine klare Position. „Wir treten den Streiks mit allen uns zur VerfĂŒgung stehenden Mitteln entgegen. Jede Form von unzulĂ€ssiger Behinderung oder Blockade wird zur Anzeige gebracht. Klar ist auch, dass die Streikenden fĂŒr die Zeit der Arbeitsniederlegung keinen Lohn erhalten, dafĂŒr sind die Gewerkschaften zustĂ€ndig. In jedem Fall bedeutet dies fĂŒr die Streikenden Lohneinbußen. Das mĂŒssen die Gewerkschaften auch aktiv kommunizieren, damit die BeschĂ€ftigten keine böse Überraschung erleben, wenn am Ende des Monats die Lohnabrechnung kommt“, betont Ehrlich-AdĂĄm.

KV gilt weiter – betriebliche Lösungen möglich
Der FMTI betont, dass der Kollektivvertrag unbefristet gilt. Es gibt also keine zeitlichen EinschrĂ€nkungen, auch die laufenden Löhne und GehĂ€lter sind von den Verhandlungen unbeeinflusst. Denkbar ist aber, dass der FMTI im Falle von fortlaufenden Blockaden durch die Gewerkschaften den Unternehmen empfiehlt, zur UnterstĂŒtzung der BeschĂ€ftigten auf betriebliche Lösungen zu setzen.
Christian Knill: „Wir lassen uns von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen nicht beeindrucken. Eine Lösung werden wir nur am Verhandlungstisch finden, nicht auf der Straße und nicht in den Betrieben. Die Rahmenbedingungen sind sehr schwierig und die Rezession lĂ€sst uns wenig Spielraum. Unser Angebot steht und wir sind weiterhin jederzeit verhandlungsbereit, auch vor dem 30. November.“

Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen: 

https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/


RĂŒckfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at, www.metalltechnischeindustrie.at

 


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