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Gewerkschaft verhindert KV-Abschluss

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Ein Mann überprüft die elektrischen Leitungen an einem Elektromotor und im Hintergrund montierte eine Frau an einem anderen Elektromotor

PRESSEINFORMATION

Aktuelles Arbeitgeber-Angebot liegt bei 10 % plus 1.500 Euro Einmalzahlung über einen Zeitraum von 24 Monaten
Metalltechnische Industrie bedauert Abbruch 

(Wien, 02. November 2023)

Auch die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie (MTI) brachte heute nach intensiven Verhandlungen keine Einigung. Das vom Fachverband aktualisierte und deutlich verbesserte KV-Angebot „Arbeit - Sicherheit - Wohlstand“ wurde in zwei Varianten angeboten:

  • Variante 1 ist ein Zweijahresabschluss mit einer 10%igen Lohnerhöhung sowie einer Einmalzahlung von 1.500 Euro, aufgeteilt auf zwei Jahre. Zusätzlich wurde ein Vorruhestandsmodell angeboten.
  • Variante 2 führt zu einer durchschnittlichen Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,42 %. Diese besteht aus einer Erhöhung der Entgelte um 2,5 % zuzüglich einem monatlichen Fixbetrag von 100 Euro. Dazu kommt eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1.050 Euro. Die untersten Beschäftigungsgruppen bekommen mit diesem Modell sogar bis zu 10 % mehr Lohn. 

Beide Varianten wurden von den Gewerkschaften abgelehnt.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Wir haben heute unser Angebot deutlich erhöht und besonderen Wert auf die Stärkung der Kaufkraft unserer Beschäftigten gelegt. Die Gewerkschaften haben unser Angebot trotzdem abgelehnt und beharren auf ihrer Forderung nach einer nachhaltigen Lohnerhöhung um 9,6 %. Mitten in der aktuellen Rezession ist das besonders unverständlich und für den Industriestandort Österreich verantwortungslos und destruktiv.“

Die Ausgangslage hat sich in den letzten Wochen entscheidend verändert. Die Inflation sinkt kontinuierlich und wird für 2024 mit 4 % prognostiziert. Gleichzeitig ist die Rezession in den Betrieben massiv zu spüren, viele Unternehmen müssen Arbeitsplätze abbauen, was sich auch in den aktuellen Arbeitsmarktdaten zeigt.

„Wir waren heute abschlussbereit. Die Gewerkschaften sind offenbar nur an einer Eskalation interessiert und agieren politisch. Wir sind aber der falsche Ansprechpartner zur Lösung der Inflationskrise. Die angekündigten Warnstreiks sind verantwortungslos, denn man kann die Rezession nicht wegstreiken. Wir stehen jederzeit für weitere Gespräche zur Verfügung und werden im Sinne der Unternehmen und der Beschäftigten auf einen vernünftigen und fairen Abschluss hinarbeiten“, so Knill abschließend.

Der nächste Verhandlungstermin ist der 9. November. 


Hintergrund, Daten und Fakten 

Branche:

Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stärkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. Die Metalltechnische Industrie beschäftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2022 einen Produktionswert von rund 49,5 Milliarden Euro. 

Reale Löhne und Gehälter
Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 5.100 Euro (71.400/Jahr), der Durchschnittslohn 3.670 Euro (51.400/Jahr) und der Mindestlohn liegt bei 2.230,00 Euro. Die realen Löhne und Gehälter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % über KV. Die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmäßig Reallohngewinne erzielen. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die realen Löhne (also Löhne und Gehälter nach Berücksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen. 

Inflation:
Die Teuerung in Österreich sinkt seit einigen Monaten kontinuierlich (aktuell 5,4 %), liegt aber weiterhin rund 2 % über dem Schnitt der Länder im Euroraum. Das ist für die exportorientierte Branche ein großer Wettbewerbsnachteil, denn 8 von 10 Euro werden im Export verdient. Durch die im Vergleich deutlich höheren Lohnkosten verliert die MTI kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit. 

Gewinne:
Tatsache ist, dass in der Metalltechnischen Industrie die Margen fallen. Von sogenannten „Übergewinnen“ kann in der Branche keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsächlich überdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurückgegangen. Jedes dritte Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis. 

Familienbetriebe, lokal verankert:
Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelständisch strukturiert (KMU), im Schnitt beschäftigen sie 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berücksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.

Rezession in der Industrie:
Die gesamte Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie ist davon massiv betroffen. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen Rückgang der Produktion von rund 6 %, die Auftragseingänge gingen sogar um 18 % zurück. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ. Die Gesamtwirtschaft befindet sich ebenso in der Rezession, die Produktivität ist negativ. Das bedeutet, es gibt keine Produktivitätsgewinne, die verteilt werden können.  
 

Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen: 
https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/

Rückfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at, www.metalltechnischeindustrie.at

 


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